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Sternwanderung der Unterstufe auf die Egg bei Thundorf

Von der Sternwanderung, die ins Wasser fiel

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Von der Sternwanderung, die ins Wasser fiel

Es ist Freitagmorgen, der fünfte Mai 2006.
Kritisch blicke ich beim Aufstehen am Morgen aus dem Fenster. Im Nordwesten ein schwarzer Himmel, im Osten Sonnenstrahlen. Thomas Bucheli vom Meteo hat gestern gesagt, dass es im Westen schon morgens gewittern könne, aber dank Föhneinfluss werde es im Osten erst am Abend einen Wetterumschlag geben. Auf Grund dieser Voraussage hatte das Team der Schulanlage Langdorf am Donnerstag in der Pause beschlossen: Wir gehen am Freitag auf die Sternwanderung!
Pünktlich um 08.25 Uhr stehen wie bestellt alle Kinder der ersten, zweiten und dritten Klasse des Langdorfs 2 auf dem Schulhausplatz. Die meisten tiptop ausgerüstet mit erwartungsvollen und frohen Gesichtern.
Nach der Begrüssung spazieren die Erst- und Zweitklässler zur Bushaltestelle Kantonsschule und nehmen dort den Stadtbus nach Obholz. Dort angekommen sehen wir einen Blitz am Himmel zucken und ein erstes Donnergrollen macht sich bemerkbar.
Oh je, so früh schon ein Gewitter? Das hätten wir nicht gedacht! Was tun? Gehen wir trotzdem weiter? Können wir irgendwo unterstehen, falls es stark regnen würde? Und wohin flüchten wir mit den Kindern bei einem Gewitter? Wir machen uns Sorgen.
Nach einer kurzen Beratung unter Kolleginnen wandert die zweite Klasse mit A. Hofmann schon mal los in Richtung Stählibuck-Spielplatz.

A. Müller und ich machen kontrollieren unsere Erstklässler: Haben alle einen Regenschutz dabei? Drei Kinder haben keinen Regenschutz, das heisst, bei zweien stecken Kinderschirmchen im Rucksack, davon ist einer fast unbrauchbar. Ein Kind hat gar keinen Regenschutz. Was nun? Wir beschliessen, dass ich für ein Kind einen Regenschutz organisieren werde, und zwar einen etwas Speziellen:
Ich klopfe an die Türe des Restaurants Obholz und frage in der Küche nach, ob ich einen 60-Liter-Kehrichtsack bekommen könnte. Wir seien auf Sternwanderung und ein Kind hätte keinen Regenschutz dabei, deshalb wolle ich diesem Kind einen Regenschutz basteln. Die Wirtin gibt mir lachend einen Kehrichtsack und ich renne der Gruppe hintennach. So, dieses Problem wäre gelöst.
Beim Spielplatz Stählibuck spielen die Kinder und essen ihren Znüni. Der Appetit ist gross und das Wetter scheint zu halten. K. Sonderegger wandert mit ihren Drittklässlern und
Begleitperson J. Schumacher vorbei. Als wir aufbrechen, kommt M. Nyffenegger mit seinen Zweitklässlern auch auf dem Spielplatz an. Sie brechen wohlweislich ihre Wanderung ab und gehen ins Langdorf zurück. Auch mit H. Zimmerlin, die jetzt mit einem Kind ankommt, sprechen wir noch kurz über die Wetterlage.
Wir wandern weiter in Richtung Stählibuck-Turm. Dort angekommen, beginnt es heftig zu regnen. Es ist noch nicht einmal zehn Uhr und der Kehrichtsack als Regenschutz kommt jetzt in Aktion. Ich schneide drei Löcher in den Sack: Einer für den Kopf und zwei für die Arme. Das Kind findet den Sack nicht so toll, aber schliesslich lässt es sich denselben doch anziehen.
Die Temperatur sinkt, und das Kind friert jetzt auch noch, denn es hat auch keine Jacke.
Ein Kehrichtsack schützt nur vor Nässe und wärmt leider nicht. Dies die Erkenntnis des Erstklässlers.
Alle Kinder werden aufgefordert, ihren Regenschutz anzuziehen.
Auch A. Hofmann merkt, dass ein Kind aus ihrer Klasse keinen Regenschutz dabei hat. Nach einer kurzen Rückfrage per Handy an die Eltern des Kindes, bringt eine der Praktikantinnen das Kind zurück zum Spielplatz und wartet dort auf dessen Vater. Wir warten derweil alle unter einem schützenden Baum. Da der Vater nicht weiss, wo der Stählibuck-Spielplatz ist, wird er per Handy von der Lehrerin dorthin gelotst.
Endlich kommt die Praktikantin zurück und wir haben unterdessen beschlossen, weiter zu wandern. Wir hoffen immer noch auf besseres Wetter.
Im Wald sind wir vor Regen einigermassen geschützt. Die Kinder mit dem Regenschirm müssen von uns immer wieder ermahnt werden, den Schirm nicht nur zum Herumfuchteln zu gebrauchen, sondern ihn wirklich über ihrem Kopf zu halten, da sie sonst sehr nass werden.
Wir überqueren eine Wiese, wo auch Kühe grasen. Einige Kinder sehen zum ersten mal eine Kuh von nahem und staunen sehr. Nachdem wir die Kühe studiert haben, wandern wir wieder weiter.
Bei einem Bauernhof dürfen wir unterstehen und machen eine kurze Trinkpause. Mit verzagten Gesichtern beraten wir Lehrerinnen wieder und beschliessen, den Seiler-Bus schon früher zu bestellen, und zwar direkt um 12.30 Uhr auf die Egg und nicht erst um 14.00 Uhr nach Thundorf wie geplant. A. Müller telefoniert mit der Firma Seiler und bringt uns die frohe Nachricht, dass wir nun früher abgeholt werden können. Ein Jubeln geht durch die Kinderschar.

Unterdessen gibt es für einen Erstklässler ein kleines Problem: Er hat eine halbvolle Colabüchse , die er nun im Rucksack verstauen will. Wie soll er die Büchse denn in den Rucksack stellen, damit nichts ausleert? Ich erkläre ihm, dass eine Büchse nicht so ideal ist zum Mitnehmen. Nächstes Mal solle er doch ein Fläschchen mitnehmen, das hätte einen Deckel, den man auf und zumachen könne. Alle helfen ihm, das Cola noch auszutrinken und jetzt kann er die leere Büchse im Rucksack verstauen.
Mit einer Erkenntnis mehr wandern wir plitschnass weiter in Richtung Egg. In der Ferne sehen wir ein Reh über eine Wiese rennen.
Von weitem sehen wir schon die anderen Klassen auf der Egg. M. und F. Trüeb haben schon ein Feuer gemacht mit ihren Drittklässlern. Auch P. Blum ist mit ihren nassen Erstklässlern und K. Sonderegger mit ihren tropfenden Drittklässlern schon da. Unser Schulleiter
L. Odermatt ist auch auf der Egg angekommen und wir fragen ihn, ob wir die Kinder schon um ein Uhr beim Schulhaus entlassen dürfen. Wir dürfen.
Jetzt starte ich die Telefonkette. Regentropfen fallen auf mein Handy und verdecken die Sicht aufs Display. Auch P. Blum startet die Telefonkette ihrer ersten Klasse: Wir kommen früher nach Hause!

Die Drittklässler von M. und F. Trüeb und K. Sonderegger packen ihre Sachen zusammen und verabschieden sich von uns. Mutig wandern sie jetzt los in Richtung Frauenfeld.

Was für ein Regen! Es bilden sich schon Pfützen auf dem Waldboden und die Kinder, die ihre Wurst gebraten haben, suchen Schutz in der Halle des Forsthofs, wo wir warten dürfen. Die Kinder mit dem Schirm konnten ihre Wurst nur ohne Schirm braten und wurden dementsprechend nass. Wieder eine Erkenntnis mehr: Ein Schirm ist nicht praktisch auf einer Sternwanderung. Das nächste Mal müsst ihr eine Regenjacke mitnehmen.
Wir singen das „Laurenzia“-Lied und bewegen uns, damit wir warm bekommen, denn einige Kinder schlottern nun schon ein bisschen vor Kälte.
Endlich kommt der Bus und holt uns ab. Im Bus ist es behaglich warm und wir geniessen die Fahrt nach Frauenfeld.
Nächstes Jahr hoffen wir auf schöneres Wetter! Liebe Kinder, ihr wart so tapfer. Es hat niemand gejammert und wir haben kein einziges Pflaster gebraucht, ich bewundere euch alle.
Johanna Schumacher hat sich übrigens auf der Sternwanderung die Handwurzel gebrochen und hatte gleichentags eine zweistündige Operation! Wir wünschen ihr gute Besserung!


Joan Istrice-van Rooijen, Langdorf 2